Das 8. Norddeutsche Teleskoptreffen 2005

Bereits zum 8. Mal trafen sich Sternfreunde aus dem gesamten Nordwesten zu einem gemeinsamen Beobachtungswochenende vom 2. bis 4. September 2005. Das Treffen findet alljährlich auf dem Grundstück des Autors in Edewecht / Portsloge statt. Veranstalter sind die Oldenburger Sternfreunde e.V. Das kleine Treffen hat sich in den letzten Jahren zu einem Highlight im Nordwesten etabliert, jedes Jahr kommen neue Beobachter hinzu. Die kleine Ortschaft Portsloge liegt ca. 20 km westlich von Oldenburg. Hier findet man einen recht dunklen Nachthimmel vor, der (Gott sei Dank…) noch nicht sehr lichtverseucht ist. In guten Nächten können hier durchaus die 6.5 mag erreicht werden.

Das Gelände ist etwas über 3 ha groß und hat 360° Rundumsicht. Nur im Osten und im Westen wird die Sicht durch einen Wald und ein Bauernhaus beschnitten, aber nur ca. 5°. Auf dem Bauernhof sind Reitpferde untergebracht. Wer mag, kann sein Pferd mitbringen und tagsüber Ausritte in das nahegelegene Reitgelände machen. Hobbyastronomen und (Pferde) liebende Ehefrauen sind übrigens eine öfter anzutreffende Paarung…das aber nur am Rande! Alle Ortschaften ringsherum haben gegen Mitternacht sogar die Straßenbeleuchtung abgeschaltet. So kann man auch schwache Sterne bis direkt über dem Horizont sehen. Die Nähe zur Nordsee hat aber zur Folge, daß die Luft oft feucht ist und daß künstliches Licht den Himmel angraut. Nicht so bei diesem Treffen… Diesmal spielte das Wetter mit, alle Beobachter sollten mit einer “Schönwetter Katastrophe” für den miesen Sommer 2005 entschädigt werden!

Anreisetag war, wie auch in den letzten Jahren, der Freitag. Angereist waren Sternfreunde aus dem Emsland, Leer, Wilhelmshaven, Oldenburg und Bremen. Nachdem die ersten Teilnehmer am Nachmittag ihre Zelte aufgeschlagen und die Teleskope aufgebaut hatten, konnte man sich in der großen Scheune mit allerlei Salaten und Würsten stärken. Die “Scheune” bietet viel Platz zum Ausstellen von Astro-Bildern der Teilnehmer. Während der Nacht kann man hier auch gemütlich sitzen, Kaffee kochen oder was essen. Alle Speisen und Getränke werden zum Selbstkostenpreis angeboten. Auf dem Hof stehen eine mobile Dusche und Toilette zur Verfügung. Nach durchscopter Nacht wird den Teilnehmern ab 10 Uhr ein Frühstück mit frischen Brötchen und Kaffee / Tee angeboten, so daß es an nichts fehlt! Am Samstag wurde zusätzlich gegrillt.

Am Freitag war es zunächst bis etwa Mitternacht sehr dunstig, man konnte kaum was beobachten. Nach Mitternacht wurde es zunehmend klar, es deutete sich ein super Beobachtungswochenende an! Viele verschiede Teleskope kamen zum Einsatz: Mehrere 8”, 10”, 12” Dobsons waren vertreten, einige Apos (Pentax und TMB), ein C14 und ein 8” MN 86 von Intes Micro ( in der Sternwarte), mehrere C 8 sowie große und kleine Feldstecher. Kurz, es war für jeden was dabei. Auch Besucher, die von der Veranstaltung gelesen hatten, konnten sich ausgiebig über die Beobachtungsgeräte und das reichhaltige Zubehör informieren. Und das alles unter einem Spitzenhimmel! Viele bekannte Nebel, Sternhaufen und Galaxien waren locker auch mit den bloßen Augen erkennbar. Ein Genuß war sicherlich der Anblick der Milchstraße mit den beiden 25 x 100 Feldstechern. Man konnte sich nicht satt sehen an den vielen Strukturen und Objekten unserer eigenen Galaxis.

Am zweiten Tag wurde die Sonne beobachtet. Hierzu standen von Dirk Lucius aus Leer ein 90mm Coronadofilter und ein 105mm Pentax APO zur Verfügung. Durch dieses Gerät konnten die Teilnehmer die Sonnenoberfläche durch einen Binoansatz beobachten. Beim Anblick feinster Strukturen der Protuberanzen war es manchem sicherlich schwer, sich vom Teleskop “loszureißen” und mal andere durchschauen zu lassen…! Er baute auch ein neu auf dem Markt erhältliches Teleskop auf, mit dem man die Sonne in der Kalzium Linie beobachten konnte. Auch das war ein unvergessener Anblick, den so sicherlich noch niemand gesehen hat. In der Sternwarte konnte man sich die Venus durch den MN 86 anschauen oder die Protuberanzen mit dem vereinseigenen 60mm Coronado Fernrohr ansehen. Die Teilnehmer tauschten tagsüber viele Erfahrungen aus und zeigten auch einige pfiffige Problemlösungen. Labtops sind natürlich auch nicht mehr wegzudenken, gerade im Bereich der Astro Fotografie.

Die zweite Nacht war die eigentliche Supernacht, schon in der Dämmerung wurden einige Teleskope nachjustiert, um aus ihnen das Optimum herauszukitzeln… Star der zweiten Nachthälfte war sicherlich der Mars. Das Horizontseeing war erwartungsgemäß nicht besonders gut. Auf den Bildschirmen diverser Laptops war oft nur ein waberndes Gebilde zu sehen, daß so gar nicht an einen Planeten errinnen wollte. Der Blick durchs Okular zeigte da wesentlich mehr! Mir selber wird beim Anblick der klatschnassen Tische, auf denen die Rechner stehen, ganz anders. Die Luftfeuchtigkeit ist Anfang September doch recht hoch… Einige Sternfreunde sind wirklich sehr mutig im Umgang mit ihren Rechnern!

Ab und an konnte man auch hier und da leise Klickgeräusche von mehreren Canon Kameras hören. Es wurde viel “fotografiert”. Nachgeführt wurde bei einigen Fotografen per Webcam mit dem Programm AstroSnap. Wer sich für digitale Astro-Fotografie interessiert, konnte sich bei diesem Treffen viele wertvolle Tipps holen. Wer sich für die CCD Fotografie mit Sbig Kameras interessierte, konnte beim Autor zuschauen, wie eine LRGB Aufnahme mit der ST 2000 ME entsteht.

Bei den Dobsons war spechteln angesagt. Nachdem die Geräte etwas nachjustiert wurden, zeigten sie bei dem klasse Himmel viele Details der ungezählten Beobachtungsobjekte. Auch hierbei konnten die Besucher sehen, daß die rein visuelle Astronomie Spaß macht und absolut nicht viel Geld kosten muß, selbst bei 12 Zoll Teleskopen, die hier als “rote Riesen” von Intercon Spacetek vertreten waren. Bei diesem Treffen haben wir sicher so manch einem angehenden Sternfreund erst richtig Appetit gemacht!

Fazit: Das 8. Norddeutsche Teleskoptreffen 2005 war wieder mal ein voller Erfolg. Die 40 Teilnehmer haben unter einem sehr transparenten Nachthimmel bei (noch) recht angenehmen Temperaturen ein sehr schönes und lockeres Teleskoptreffen erlebt. Ich lade alle Interessierten Sternfreunde ein, am allährlichen Teleskoptreffen bei uns in Portsloge teilzunehmen. Bei 3 ha Grundstück ist noch viel Platz für Expansion! Wer mag, kann sich in eine Mailingliste eintragen, die über weitere Vorhaben informiert. Oder man kann auf der Internetseite der Oldenburger Sternfreunde e.V. sämtliche Termine in unserer Region abrufen.

www.avos.org

 

Die ersten Teilnehmer treffen ein

Einige besondere Geräte

Das Innenleben der Scheune. Hier gibt es die ganze Nacht über warmes Essen oder Getränke. Oder Klönschnack...

Oben: Wer seinen Schleppi dabei hat, kann sich mit anderen Teilnehmern bei der Bildbearbeitung “austoben”!

Rechts: Wer mag, kann gemeinsam Frühstücken, oder ausschlafen...

 

Unten: die einzige Aufnahme der Nacht