Bildbearbeitung

Jeder Astrofotograf hat seine eigene Art, Bilder nach zu arbeiten. Es gibt viele Programme, die alle ihre Eigenarten haben. Ein Programm für Alles gibt es nicht. Jedes Bild wird individuell nachgearbeitet. Galaxien werden z.B. ganz anders behandelt als Nebel oder Sternhaufen. Man sollte sich auf jeden Fall angewöhnen, nicht zuviel Bildbearbeitung auf einmal zu machen. Man kann dann leicht zu viel schärfen oder auch den Hintergrund verderben. Natürlich unterliegt meine Art Bilder zu bearbeiten auch einem ständigen Lernprozess. An Anregungen und Tipps von Euch bin ich immer sehr interessiert. Ich beschreibe hier, wie ich an die Bildbearbeitung herangehe.

Die Programme, die ich z.Zt. für die Bildbearbeitung verwende sind: CCD OPS, CCD Sharp, Fitswork, Deep Sky Stacker und eine ältere Version von Photoshop.

Aufnahme des Bildes: Die Belichtungszeit richtet sich nach dem Objekt, nach der Helligkeit des Nachthimmels und natürlich nach der Lichtstärke der Optik. Es versteht sich von selbst, dass man bei einem grauen Hintergrund in Stadtnähe keine Langzeitbelichtungen machen kann.

1. Schritt: Das Rohbild wird niemals vor dem Abspeichern verändert! So wie es aus der Kamera kommt, wird es abgespeichert. Grund: Man kann jederzeit auf ein Rohbild zurückgreifen, wenn man mal andere Software ausprobieren will, auch nach Jahren.

2. Schritt: Abzug des Dunkelbildes. Das Dunkelbild wird immer mit der gleichen Temperatur und Kamera aufgenommen. Die genannten Programme können per Mausklick ein Dunkelbild vom Rohbild abziehen. Bei einer gekühlten Kamera wie die von SBIG z.B. kann man sich einen Ordner anlegen, wo Dunkelbilder mit verschiedenen Temperaturen und Belichtungszeiten gespeichert werden. Wichtig: An Dunkelbildern wird absolut nichts verändert!! So wie sie aus der Kamera kommen werden sie gespeichert. Ich habe Bilder mit 5 bis 45 Minuten sowie mit Temperaturen von -5 Grad bis -20 Grad gespeichert. Bei DSLR Kameras geht das nicht, man kann Dunkelbilder nur direkt nach dem Hellbild aufnehmen. Zur Erstellung von Dunkelbildern ist die Kamera absolut lichtdicht zu verschliessen.

Tipp: Man kann auch im Sommer Dunkelbilder erstellen, zur weiteren Kühlung kann man die Kamera einfach ins Kühlfach des Kühlschranks legen. Gekühlte Kameras können 30 bis 40 Grad unter die Umgebungstemperatur herunter gekühlt werden.

3. Schritt: Ein Flatfieldbild erstellen. Mit einem Flat können Bildstörungen wie Schmutz und Vignettierungen der Optik kompensiert werden. Wichtig ist hierbei, dass nach dem Hellbild die Kamera vor der Optik auf gar keinen Fall bewegt wird. Sie muss genauso wie zur Erstellung des Hellbilds angeordnet bleiben.

Tipp: Entweder macht man das Flat in der Dämmerung gegen den noch hellen Tageshimmel und lässt die Kamera dann den Abend über so angeschraubt oder man nimmt eine Leuchtfolie, die das Tageslicht simuliert. Die sind allerdings relativ teuer. Dafür kann man aber die Kamera verdrehen und jeweils nach der Aufnahme das dazugehörige Flat erstellen. Flats sollten im gleichen Ordner abgespeichert werden, wie das dazugehörige Hellbild, damit man es nachher zuordnen kann! Flats sind nicht zwingent nötig, nur bei starker Vignettierung.

4. Schritt: Nachdem ich das Dunkelbild / Flat abgezogen habe, entferne ich heisse und kalte Pixel. Man kann sofort sehen wie störende Pixel verschwinden und das Bild homogener wird. Dafür benutze ich CCD OPS, weil es damit sehr gut geht. Diese Bild speichere ich mir als vorbehandeltes Rohbild ab, zunächst als Fitsdatei. Ich nenne es z.B.: M 42_-15_20.fit D.h.: Orionnebel_-15 grad_20 Minuten.fit. Für dieses Objekt lege ich einen Ordner an. Da kommt das Rohbild, das vorbehandelte Bild sowie alle weiteren Bilder dieser Aufnahme hinein. Den Ordner nenne ich dann z.B. M42_20.12.2008. So halte ich Ordnung auf der Festplatte.

5.Schritt: Einige Bilder schärfe ich gerne mit CCD Sharp. Bei Objekten wie z.B. M1 kann man extrem viele Details herausholen. Das Programm ist einfach Klasse!

6.Schritt: Erstellung von Farbbildern. Das Farbbild muss ich erst generieren, da die ST4000 mit der AO8 zunächst erst ein SW Bild erstellt. Natürlich ist das kein echtes SW Bild. Über dem Chip liegt eine Bayer Maske, die aus Millionen kleiner Kästchen besteht. Die kann man sehen, wenn man das Bild hoch vergrössert. Die Maske muss noch aktiviert werden. Mit CCD OPS klicke ich nur einmal und bekomme das Farbbild. Dieses Bild speichere ich mir als Farb Rohbild im 16 BIT Tiff Format ab. Das Farb - Rohbild ist aber noch lange nicht fertig. Im Bild sind manchmal noch farbige Störpixel, die weg müssen. Das mache ich sehr gerne mit Fitswork. Dort gibt es die Funktion Störpixel entfernen oder Farbkanten entfernen. Das geht mit Fitswork schon fast perfekt. Auch kann man Strichspuren zurückrechnen, wenn man mal einen leichten Nachfürfehler hat. Das geht aber nur wenn die Kamera bei der Aufnahme rechtwinklig zu den Montierungs Achsen gestanden hat. Nun wechsele ich zu Photoshop. Hiermit bearbeite ich die Farben mit den Gradationskurven und der Tonwertkorrektur im Wechsel. Man kann damit noch verborgene Details hervorheben. Evtl. Störungen retuschiere ich mit dem Kopierstempel einfach weg. Wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, wechsele ich noch mal zu Fitswork und glätte das Bild mit dem Waveletfilter. Eins sehr schöne Funktion, womit man noch Restrauschen weg bekommt.

7.Schritt: Das Endresultat speichere ich als 16 Bit TIFF Format. 

Wenn ich Bilder mit meiner DSLR mache, schraube ich zur Unterdrückung von künstlichem Licht gerne einen LPR Filter vor. Dadurch verlängern sich zwar die Belichtungszeiten. Aber das stört mich nicht, man muss ja nicht wie früher mit dem Auge und Handtaster nachführen... Die Erstellung von Farbbildern geht genauso wie oben beschrieben. Da meine Kamera (Canon EOS 350 D) umgebaut ist mit dem Baader ACF Filter bekomme ich zunächst ein lachsfarbenes Bild. Das bearbeite ich in Photoshop mit der Tonwert Korrektur, jede Farbe einzeln. Zur Unterdrückung von Rauschen mache ich jeweils 3 Bilder von einem Objekt und lege diese dann übereinander. Das geht perfekt mit dem Programm Deep Sky Stacker.

Die Software findet Ihr auf meiner Linkseite. Wenn Ihr zu meinen Ausführungen noch Tipps für mich habt, so lasst es mich wissen (mail an mich). Bildbearbeitung kann immer noch verbessert werden! Dieser Beitrag ist keinesfalls vollständig.

Bildbeispiele

NGC2244_grobSW03 NGC2244_abgezogen02

Links oben das Rohbild, wie es aus der CCD Kamera kommt. Noch völlig verpixelt ohne weitere Bildbearbeitung. Rechts oben wurde das Dunkelbild abgezogen, sowie die heissen und kalten Pixel entfernt. Die drei Arbeitsschritte wurden mit CCD Ops gemacht.

NGC2244_+15_45minabgezogen NGC2244_-15_45min_sharp

Links oben: Ebenfalls mit CCD Ops wurde nun aus den Rohbild ein Farbbild erstellt. Rechts oben: Mit Photoshop wurde nun das Farbbild nachgearbeitet. Mit den Gradations Kurven und der Tonwert Korrektur im Wechsel wurde nun das Rot des Nebels hervor gehoben. Mit der Funktion “Unscharfe Maske” wurde leicht nachgeschärft. Die weitere Bearbeitung erfolgte mit Fitswork. Die noch vorhandenen Störpixel wurden entfernt und das Bild wurde geglättet. Zum Schluss habe ich den Hintergrund noch ganz leicht abgedunkelt. Mit den Farben sollte man vorsichtig umgehen. Sehr leicht färbt man zuviel, das Bild wirkt dann sehr unnatürlich. Die einzelnen Punkte der Bildbearbeitung sollten immer nur in kleinen Schritten erfolgen. Auch hierbei kann schnell das Ergebnis verderben.

NGC2244_Grob05 NGC2244_fein04

Wirkung des Rauschfilters: Die beiden Bilder zeigen einen Ausschnitt des Rosetten Nebels. Links ist das Farb - Rohbild zu sehen. Hier wurde nur das Dunkelbild abgezogen, sowie die heissen und kalten Pixel entfernt. Das rechte Bild wurde nur mit Fitswork nachgearbeitet. Es wurden die noch vorhandenen Störpixel entfernt, die Farbkanten entfernt und zum Schluss das Bild leicht geglättet. Unter ”glätten” nur auf “Farbrauschen filtern” und danach noch mal auf “rauschen” klicken. Man kann auch den “Wavelet Rauschfilter” nehmen, das kommt ganz auf das Motiv an. Bei dieser hohen Ausschnitts Vergrösserung sehen die Sterne etwas eierig aus. Das Bild war nicht ganz im Fokus.

Bilder “stacken”

Wenn ich keine SW CCD Kamera benutze beschreite ich andere Wege. Zunächst nehme ich mir für das einzelne Bild mehr Zeit. Wo ich früher drei oder mehr Bilder pro Nacht aufgenommen habe, mache ich heute nur noch ein einziges oder höchstens zwei, wenn die Nacht lang genug ist und ich nicht zu müde bin. Ich versuche nun lieber mehr Details aus den Bildern heraus zu kitzeln. Dazu mache ich von einem Objekt möglichst viele Einzelbilder, die ich hinterher per Software übereinander stapele, das sogenannte “stacking”. Diese Methode hat folgende Vorteile:

1. Kommt es bei langer Belichtungszeit zu irgendwelchen Störungen, sei es durch plötzliche Nachführfehler oder sonstwas, ist das Bild verdorben und die ganze Belichtungszeit vertan. Bei vielen relativ kurzen Belichtungszeiten sind immer perfekte Rohbilder dabei, die nutzbar sind!

2. Beim stacking wird das Rauschen immer mehr minimiert, je mehr Einzelbilder man hat. Je weniger Rauschen, desto mehr Details werden sichtbar.

Eins ist aber ganz klar: Es ist nicht etwa so wie bei der analogen Fotografie, dass man mehr “Schwärzung” bekommt wenn man 2 oder mehr Negative physisch übereinanderlegt und so das Objekt heller wird! Wenn man Bilder “stackt” wird das Endresultat nicht heller! Nur durch das geringere Rauschen erhält man mehr Details. Hier der Beweis:

M  13_Stack2 M  13_Stack4 M  13_Stack8

Die drei Bilder zeigen einen kleinen Randausschnitt von M13. Die drei Bilder sind alle mit Photoshop gleichermaßen bearbeitet, allerdings ist nur die Bildumwandlung zum 16 bit erfolgt, sowie eine Tonwertangleichung, sonst erstmal nichts! Das linke Bild besteht aus 2 gestackten Aufnahmen, das mittlere aus 4 und das rechte aus 8 Aufnahmen. Wenn man genauer hinschaut kann man im Vergleich deutlich erkennen, dass im rechten Bild schon Sterne hervortreten, die im linken Bild im Rauschen untergehen. Zugegebenermaßen ist ein stack von 8 Bilder hier noch nicht sehr aussagekräftig, man stelle sich aber mal 20 oder 30 Bilder vor...

Als geeignete Software benutze ich “Deep Sky Stacker”, die als Freeware zur Verfügung steht. Die Software bearbeitet alle Hellbilder, Dunkelbilder, Flatfields, Biasbilder völlig automatisch. Ab der Version 3.3 werden sogar helle, ausgebrannte Sterne bearbeitet. Es stehen mehrere verschiedene Filter zur Verfügung. Die Grundeinstellungen sind in den Hilfethemen gut beschrieben. Ausserdem sind mehrere Bilder abgebildet, die obigen Vergleich noch besser sichtbar machen und wo die Wirkungsweise vom stacken noch eingehender erklärt wird.